Vollversammlung des Diözesanrates Bamberg
Neue Wege beschritt der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Bamberg bei seiner Frühjahrsvollversammlung. Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen staatlichen Auflagen war an eine Präsenzversammlung nicht zu denken. Und so versammelten sich rund 60 Gremiumsmitglieder virtuell, um mit Erzbischof Ludwig Schick über aktuelle Themen ins Gespräch zu kommen und schließlich die neuen Satzungsteile für den Seelsorgebereichsrat und den Diözesanrat zu verabschieden. Bei der Herbstvollversammlung war bereits der neue Satzungsteil für die Pfarrgemeinderäte verabschiedet worden, der in der Zwischenzeit von Erzbischof Ludwig Schick in Kraft gesetzt wurde.
Im Gespräch mit dem Bamberger Oberhirten wurde von Seiten der Diözesanräte die Möglichkeit der Mitgestaltung der ehrenamtlichen Laien angesprochen, gerade auch vor dem Hintergrund der Erstellung der neuen Pastoralkonzepte für die Seelsorgebereiche. So wurde angemerkt, dass in den hauptamtlichen Teams die Planungen für die Konzepte vorangetrieben werden, während sich die Laien zurückziehen würden. In diesem Zusammenhang wurde die Frage gestellt, ob das enge Zeitraster des diözesanen Entwicklungsprozesses eingehalten werden muss.
Erzbischof Ludwig räumte ein, dass angesichts der Corona-Pandemie die Situation nicht einfach sei und Zusammenkünfte nur schwer und gar nicht möglich seien. „Ich leide selbst darunter, dass es nur Telefonate oder Videokonferenzen gibt, aber beispielsweise keine Visitationen.“ Einem generellen Stop des diözesanen Entwicklungsprozesses erteilte er jedoch eine klare Absage. „Sonst kommen wir aus dem Trott“, so Schick. Zugleich stellte er Seelsorgebereichen, die für den Prozess mehr Zeit brauchen, in Ausnahmefällen eine Verlängerung in Aussicht.
Ein Stopp des Prozesses sei aber auch vor dem Hintergrund des Projekts „Vertrauen und Verantwortung 2025“, das ergänzend zum Prozess „Erzbistum mitgestalten“ gestartet wurde, nicht sinnvoll. „Wir müssen im Erzbistum so strukturiert sein, dass auf Dauer 20 Millionen Euro eingespart werden können“, betonte Erzbischof Schick.
An die Teams in den Seelsorgebereichen appellierte der Bamberger Oberhirte, gemeinsam mit den Laien den Pastoralplan für den Seelsorgebereich zu erarbeiten. Dies werde auch Thema beim nächsten Treffen mit den Leitenden Pfarrern nach Ostern sein.
Als Vorsitzende des Familienbunds der Katholiken im Erzbistum Bamberg dankte Christiane Kömm dem Bamberger Erzbischof, dass er ein „Jahr der Familie“ im Erzbistum ausgerufen habe. Gerade in der Coronazeit würden Familien an ihre Grenzen kommen und dürften nicht aus den Augen verloren werden.
Erzbischof Ludwig, der selbst aus einer großen Familie stammt, betonte, dass ihm die Familie ein großes Anliegen sei. Aus diesem Grund habe er auch einen Brief an kinderreiche Familien geschrieben. „Und als Diözese werden wir uns auch in Zukunft bemühen, Lobbyarbeit für Familien zu betreiben“, so Schick.
Zur Sprache kam auch die durch Corona und die damit verbundenen staatlichen Vorgaben nur sehr eingeschränkt mögliche Gremienarbeit an der Basis. Barbara Lehner bat in diesem Zusammenhang den Bamberger Erzbischof, ein spezielles Wort zur Wertschätzung der Ehrenamtlichen und zugleich einen Aufruf für einen Neubeginn der Gremienarbeit nach Ende der Pandemie zu verfassen. „Ansonsten besteht wirklich die Gefahr, dass die Leute aufgeben“, so Lehner.
Dass die Rätearbeit derzeit sehr eingeschränkt ist und Präsenzveranstaltungen vermieden werden sollten, sah auch Thomas Gehringer als Problem. „Und für digitale Formate fehlt es oftmals an der entsprechenden technischen Ausstattung.“ Diese Situation müsste seiner Ansicht nach verbessert werden.
Erzbischof Schick versprach, sich der Thematik anzunehmen und verwies in diesem Zusammenhang auf einen Beschluss, dass alle Pastoralteams im Erzbistum mit entsprechenden Endgeräten ausgestattet und auch Schulungen angeboten werden.
Die Problematik der Zerstreuung der Gemeinden vor Ort durch Corona sieht auch der Bamberger Oberhirte. „Doch die Situation ist nicht nur für die Ehrenamtlichen und die Laienräte schwierig, sondern auch für die Hauptamtlichen“, konstatierte der Erzbischof. So seien etliche Mitglieder von Pastoralteams mit Corona infiziert und befänden sich in Quarantäne.
Angesprochen wurde in diesem Zusammenhang auch die Frage der Sonntagspflicht in Corona-Zeiten. Hierzu betonte Erzbischof Ludwig, dass es in den Pfarreien die Möglichkeit von Präsenzgottesdiensten nach den jeweils geltenden staatlichen Vorschriften gebe. Zugleich sollen aber verstärkt virtuelle Möglichkeiten geschaffen werden.
„Wir haben uns im Erzbistum auf Hybrid, sprich auf Gottesdienste in Präsenz und virtuell eingestellt“, so der Erzbischof. „Wer nicht in die Kirche gehen will, soll die Freiheit haben, sich nach anderen Möglichkeiten umzuschauen. Und wer virtuell mitfeiern will, soll es machen. Wichtig ist immer die innere Teilnahme. Und wichtig ist, den Sonntag zu heiligen.#
Vertrauen und Verantwortung
Im Laufe des Gedankenaustauschs kam auch noch einmal das Projekt „Vertrauen und Verantwortung 2025“ zur Sprache, das das Ergebnis einer Ordinariatskonferenz vom Oktober 2020 ist. Im Rahmen des Projekts wurden acht Teilprojekte benannt, in denen überlegt werden soll, wie die Kirche von Bamberg mit weniger finanziellen und personellen Ressourcen in den kommenden Jahren dennoch eine lebendige und frohe Botschaft verkündende Kirche sein kann.
Wie Erzbischof Ludwig erläuterte, sind die Arbeitsgruppen zu den Teilprojekten neben den Verantwortlichen (Generalvikar Georg Kestel und Ordinariatsdirektorin Jutta Schmitt) besetzt mit Mitgliedern aus der Ordinariatskonferenz und – je nach Thema – mit Beschäftigten der Diözese, Vertretern aus den Pfarreien, Vertretern von Gremien und immer auch mit einem Vertreter einer Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen angehörenden Mitarbeitervertretung.
Nach Schicks Worten haben sich die Arbeitsgruppen schon mehrmals getroffen, die Arbeit sei jedoch noch nicht zu Ende. Bis Juli dieses Jahres sollen jedoch Einsparmöglichkeiten vorgelegt werden. Schick: „Wo am Ende jedoch dann wirklich eingespart wird, das ist dann Sache der Ordinariatskonferenz.“ Das Ziel soll sein, dass bis zum Jahr 2025 das Erzbistum Bamberg inhaltlich und finanziell so aufgestellt, „dass es gut weitergehen kann“. So sei das Erzbistum Bamberg zwar nicht besonders reich, „aber wir stehen auf soliden Füßen“.
Mit Blick auf die Finanzen im Erzbistum stellte Diözesanratsvorsitzender Günter Heß die Frage, inwieweit es bei den Kürzungen von derzeit 7,5 Prozent für Verbände bleibe, oder ob es zu weiteren Kürzungen komme. Dazu erläuterte Erzbischof Schick, dass jetzt jeder sehen müsse, wie er mit den Kürzungen klarkomme und drückte zudem die Hoffnung aus, dass es bei der jetzigen Kürzung bleibe. Und der Bamberger Oberhirte formulierte die Bitte: „Schauen wir alle zu, dass wir unsere Leute bei der Stange halten. Und zeigen wir, was unsere Kirche alles Gute tut im Leben und in der Gesellschaft. Wenn die Menschen das sehen, dann bleiben sie hoffentlich bei uns.“
Angesprochen wurden auch die Themen „Missbrauch“ und „Segnung homosexueller Paare“. Nach Schicks Aussage ist Missbrauch ein „großes Übel, ein Verbrechen und eine besondere Schuld“. So müsse man nun auf die Opfer zugehen und ihnen Gerechtigkeit zukommen lassen. Er selbst habe seit dieser Zeit mit rund 40 Betroffenen Gespräche geführt.
Im Erzbistum Bamberg wurde laut Erzbischof Ludwig im Jahr 2002 ein Stab für die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen errichtet, und es wurde versucht, alle Einzelfälle zu bearbeiten. Dabei habe man stets eng mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet und daneben auch kirchliche Prozesse geführt.
Vor gut sechs Wochen wurde zudem ein Betroffenenbeirat im Erzbistum eingerichtet, dessen Mitglieder inzwischen schon zweimal getagt haben. In diesem Zusammenhang erneuerte Ludwig Schick den Aufruf zur Mitarbeit im Betroffenenbeirat.
Deutliche Worte fand der Bamberger Erzbischof auch beim Thema Segnung homosexueller Paare und bezeichnete das vatikanische Dokument als „nicht sehr glücklich“. Nach Schicks Aussage müsse man das Thema sehr differenziert betrachten. Erzbischof Ludwig: „Homosexuelle sind genauso wertvoll und haben die gleiche Würde in der Kirche wie andere Menschen auch. Auch diese Beziehungen werden geschätzt und gefördert, und wir sollten diese Menschen nicht durch indifferente Diskussion belasten. Ich erbitte den Segen für alle Menschen und ihre jeweiligen Lebensgemeinschaften und Lebensformen.“
Satzungsdiskussion
Im weiteren Verlauf der Vollversammlung diskutierten die Mitglieder intensiv über die vorlegten Entwürfe zur neuen Satzung für den Seelsorgebereichsrat und den Diözesanrat. Dabei dankte Dr. Günter Heß allen, die beim Entwurf mitgewirkt haben. Insbesondere nannte er den Sachausschuss Satzung, der in dieser Wahlperiode bisher zu insgesamt 37 Sitzungen zusammengekommen sei.
Sachausschussvorsitzender Thomas Gehringer verwies auf die intensiven Diskussionen in den vergangenen Wochen und Monaten und dankte für die zahlreichen Rückmeldungen zu den ersten Entwürfen, auch von Seiten der Hauptamtlichen. „Es ist toll, dass sich so viele mit diesem Thema befasst haben“, so Gehringer.
Aufgrund der Neustrukturierung der Seelsorgebereiche sowie der Dekanate im Herbst 2019 und mit Blick auf die Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März 2022 bedurfte es einer neuen Satzung für Laienräte im Erzbistum Bamberg.
Nachdem mehrere Änderungsanträge diskutiert und abgestimmt worden waren, stimmten die Diözesanräte fast einstimmig dafür, die Präambel sowie die Abschnitte Seelsorgebereichsrat und Diözesanrat der Satzung Erzbischof Ludwig Schickt vorzulegen mit der Bitte, diese in Kraft zu setzen.
Jugend im Mittelpunkt 2024
Von Seiten des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) wurde die Versammlung genutzt, um das Projekt „Jugend im Mittelpunkt 2024“ vorzustellen und um Unterstützung dafür zu werben.
Dominik Schrepfer von der CAJ betonte, dass das Projekt, das im Jahr 2019 ins Leben gerufen wurde, eine Verbandsoffensive sei, die durchaus eine Win-Win-Win-Situation darstelle. Profitieren könnten die Jugendverbände, da die Zahl der verbandlichen Mitglieder steige, die Regionalverbände, da diese neue Ortsgruppen gewinnen, und schließlich die Pfarreien, da die Jugendarbeit vor Ort auch mit weniger hauptberuflichem Personal weiterhin stattfinden könne.
Schrepfer machte in seinen Ausführungen deutlich: „Ohne Jugend hat Kirche keine Zukunft. Deshalb brauchen wir Strukturen, die nachhaltig sind.“