Wie verlaufen die letzten Monate?
Jeder hat schon die Erfahrung gemacht – die letzten Tage des Urlaubs vergehen viel schneller als die ersten. Vieles ist noch nicht geplant, vieles muss noch getan und erledigt werden, manches hat man angefangen und noch nicht abgeschlossen. Das Urlaubsende kommt näher und näher, Packen und Abfahrt werden hektisch, man sitzt im Auto und hat eigentlich noch nicht richtig Abschied genommen.
Ähnliches kann am Ende einer Amtszeit des Pfarrgemeinderates passieren. Plötzlich stellt dieses Gremium fest, dass die Amtszeit zu Ende geht, obwohl noch vieles getan werden müsste. Manches ist beraten worden, manche Beratung ist noch nicht abgeschlossen worden, und die Vorbereitung der Wahlen lässt wenig Zeit für anderes.
Daher ist die Planung der letzten Monate der Amtszeit des Pfarrgemeinderates wichtig. Es ist sinnvoll, gemeinsam die noch anliegenden Vorhaben zeitlich zu planen, zu überlegen, was noch in der verbleibenden Zeit leistbar ist. Planung des Endes einer Amtszeit bedeutet dann, die noch zur Verfügung stehende Zeit zu nutzen, um verschiedene Dinge zu Ende zu bringen und in Ruhe zu einem gelungenen Abschluss zu kommen. Spezifisch zum Ende einer Amtszeit gehört sicherlich eine Bilanz der geleisteten Arbeit, eine Einschätzung der momentanen Situation und ein Katalog von Aufgaben, die für die nächste Amtszeit von Bedeutung sind.
Welche Bilanz kann gezogen werden?
Bilanz ziehen bedeutet, Klarheit zu gewinnen über die Tätigkeit der letzten Amtszeit. Anhand von Protokollen und persönlichen Erinnerungen kann reflek-tiert werden, welche Vorhaben angegangen worden sind, wie sie beraten wurden und welche Ergebnisse dabei herausgekommen sind. Dabei sind erfolgreiche Dinge ebenso zu benennen wie Dinge, die im Sand verlaufen oder gescheitert sind. Diese kritische Bilanz kann einhergehen mit der Frage, wie in der letzten Amtsperi-ode gearbeitet wurde, ob die Arbeitsweise des Pfarrgemeinderates effektiv war oder ob Tagesordnungs-punkte besser anders behandelt worden wären. In die kritische Bilanz sind auch die Themen aufzunehmen, die der Pfarrgemeinderat zwar intensiv behandelt hat, die aber eigentlich nur Randthemen sind, wie zum Beispiel die Getränkepreise beim Pfarrfest. Zuletzt kann eine Bilanz, die der Pfarrgemeinderat zieht, auch die gro-ßen Linien aufzeigen, nach denen er in den letzten Jahren gearbeitet hat. Dabei sollte man sich auch selbstkritisch die Frage stellen, ob wichtige Themen, die die Menschen in der Kirche und der Welt bewegen, aufgegriffen und behandelt worden sind.
Wo steht die Pfarrgemeinde?
Pfarrgemeinderäte wirken mit an der Leitung der Gemeinden. So kann ein Wechsel auch eine Zeit sein, in der man die momentane Situation der Pfarrgemeinde blitzlichtartig beschreibt. Dies muss nicht im Sinne einer genauen, wissenschaftlich exakten Analyse geschehen, sondern kann mehr ausschnitthaft die besondere Situation der Gemeinde beschreiben. Hierbei spielen sowohl innerkirchliche als auch kommunale Faktoren eine Rolle. So gilt es, in verschiedenen Bereichen genau hinzuschauen, wie die Gemeinde steht, z.B. in der Jugendarbeit, in der Sakramentenkatechese, Caritasarbeit oder aber auch die Frage der Zusammenarbeit mit Nachbarpfarreien und der evangelischen Gemeinde. Außerkirchliche Faktoren sind etwa die Anzahl der Neuzugezogenen, die Altersstruktur oder die Anzahl der Berufspendler. Wenn man auch nur stichpunktartig solche Situationsbeschreibungen im Pfarrgemeinderat zusammenträgt, wird oft deutlich, welche Aufgabenfelder in Zukunft warten.
Was muss der neue Pfarrgemeinderat behandeln?
Dies ist eine dritte Sache, die zum Abschluss einer Amtszeit gehört. Ein Pfarrgemeinderat kann in einer Amtszeit nicht alle angefangenen Dinge zu Ende führen, ebenso wenig wie er alle wichtigen Aufgaben, die er als solche erkannt hat, direkt aufgreifen kann. Und ein neuer Pfarrgemeinderat fängt nicht bei Null an, er kann und muss aufbauen auf die Arbeit des Gremiums in der letzten Amtszeit. Daher ist es sinnvoll, zum Abschluss der Arbeit eine Zusammenstellung zu machen, in der wichtige Aufgaben für den neuen Pfarrgemeinderat genannt werden, in der der Stand der weiter zu beratenden Dinge aufgezeigt wird und die Beschlüsse aufgeführt werden, die noch weiterverfolgt werden müssen.
Auch wenn dem neuen Pfarrgemeindertat manche Mitglieder wieder angehören, ist für Neu gewählte eine solche Liste von Nutzen. Zudem dann sie bei der Suche nach geeigneten Kandidaten für den Pfarrgemeinderat und die Mitglieder von Sachausschüssen hilfreich sein, um für die zukünftigen Aufgaben möglichst kompetente Personen zu finden. Wer hat es denn nicht schon erlebt, dass ein bestimmtes Vorhaben geplant und beraten wurde, in seinem Einzelheiten evtl. sogar schon festgelegt war und dann ein neu gewähltes Gremium, weil es den Beratungsvorgang nicht genau kannte, alles wieder von vorne aufrollte. Das bedeutet auch, dass dem neuen Pfarrgemeinderat vom alten die wichtigsten Informationen zu bestimmten Fragen gegeben werden sollten.
Was macht man als Letztes?
Ende einer Amtszeit bedeutet aber auch Abschied nehmen von einer Arbeitsgruppe. Die Mitglieder eines Pfarrgemeinderates haben sich, durch Wahl legitimiert, über vier Jahre für die Arbeit in der Gemeinde eingesetzt und an der Leitung mitgewirkt. Dabei haben sich ein spezifisches Arbeitsklima und eine bestimmte Arbeitsweise gebildet. Diese sind nicht notwendigerweise die gleichen wie in anderen Kreisen, in denen man sich im Rahmen des pfarrlichen Engagements immer wieder begegnet. Dieses Zuende-gehen eines Gremiums, das im allgemeinen viel geleistet hat, sollte auch gebührend bei der Planung der letzten Monate einer Amtszeit berücksichtigt werden.
Ebenso wichtig wie ein gelungener Anfang ist ein gelungenes Ende einer Amtsperiode. Es ist daher nicht empfehlenswert, die letzte oder die letzten beiden Sitzungen des alten Pfarrgemeinderates noch mit großen Vorhaben und Tagesordnungspunkten zu füllen. Hier haben neben den Regularien der Rückblick und die Erwartungen an den neuen Pfarrgemeinderat ihren Platz. Es sollte Zeit sein zum Austausch über die letzten vier Jahr und enden mit einem gegenseitigen Dankeschön der Mitglieder. Ein Abschied, der nicht eingeplant ist, lässt manchen Engagierten hinausstolpern aus vierjähriger Tätigkeit.
Ein Gottesdienst der Mitglieder des Pfarrgemeinderates und der Familienangehörigen, die ja auch von diesem Engagement betroffen waren, und ein gemütlicher Abend gehören zum Ende einer Amtszeit als Dankeschön dazu. Vorausschauende Planung und ein wenig Aufwand sind notwendige Elemente, wenn eine Amtszeit des Pfarrgemeinderates zu Ende geht.